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Dating früher vs. Dating heute – War früher alles besser?

Dating früher vs. Dating heute - War früher alles besser?

Wer seine Großeltern fragt, wie sie sich damals eigentlich gefunden haben, wird man vielleicht erstaunt sein, wenn Oma sagt, dass sie Opa während einer Tanzstunde das erste Mal gesehen hat. Eine Tanzstunde? Heute fast unvorstellbar. Genauso unvorstellbar ist aber für die heutigen Großeltern, dass sich ihre Enkelkinder im Internet, etwa auf Online-Dating-Plattformen, durch einen One-Night-Stand oder gar im Swingerclub verlieben und sodann ihren Partner fürs Leben finden. Vergleicht man die damaligen mit den heutigen Geschichten, erkennt man relativ schnell, dass sich die Zeiten definitiv geändert haben.

Die „Muntehe“

Wenn wir uns auf eine Zeitreise begeben und ein paar Jahrhunderte zurückblicken, werden wir schnell feststellen, dass die damaligen Männer, die unbedingt eine Frau heiraten wollten, eine Sache gemeinsam hatten: Sie mussten Geld haben, um den sogenannten „Brautpreis“ zu bezahlen. Wer den Brautpreis zahlte, erwarb die Rechte der Frau vom Vater. Ein Kennenlernen? Nicht notwendig. Das Einverständnis der zukünftigen Braut? Nicht erforderlich. Das Ja-Wort? Ein Vertrag. Der „Muntehe“ werden Frauen wohl kaum nachweinen. Vorwiegend kamen derartige Ehen in ländlichen Regionen vor. Was vor ein paar Jahrhunderten noch selbstverständlich war, ist heute kaum vorstellbar.

Die Entstehung des Mitgifts

Mit der Verstädterung, die Ende des 19. Jahrhunderts zunahm, haben sich auch die Verhältnisse geändert. Familienväter haben versucht, ihre Töchter – so schnell wie nur möglich – zu verheiraten. Schlussendlich waren sie keine Hilfe im Stadthaus, sondern vorwiegend ein Kostenfaktor. So entstand auch die Tradition des Mitgifts. Textilien, Geschirr und sonstige Haushaltsgegenstände wurden vom Vater in den Besitz des frischgebackenen Ehepaars übertragen. Mitunter kam es auch vor, dass der Besitz direkt in die Verwandtschaftsgruppe des Bräutigams überging. Ein Brauch, der bis in das 20. Jahrhundert vollzogen wurde. In vielen Fällen wurden die Töchter mit Bekannten oder auch Geschäftspartnern der Väter verheiratet. Natürlich durfte die Tochter ihren zukünftigen Mann auch kennenlernen. Von Rendezvous war man jedoch weit entfernt; wenn die Frau ihren zukünftigen Mann einmal kurz zu Gesicht bekam und ein paar Worte wechseln konnte, war das bereits das höchste der Gefühle. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs änderte sich die Rolle der Frau abermals. Die Berufstätigkeit wurde von der Gesellschaft stärker akzeptiert, sodass es den Frauen möglich war, auch selbstständig einen Partner zu suchen. Trotzdem mussten sich viele Frauen heimlich mit ihren Verehrern treffen. Diese Treffen entwickelten sich – im Laufe der Zeit – zu sogenannten Rendezvous.

Plötzlich waren alle in der Tanzschule

Noch bis zum Mitte des vergangenen Jahrhunderts war es keine Seltenheit, dass sich junge Liebespaare nur heimlich treffen durften. Es waren die ständigen Bewacher aus der eigenen Familie, die immer wieder überprüften, wo und wann die junge Frau unterwegs war und mit wem sie sich getroffen hat. Wurden Verabredungen von den Erziehungsberechtigten gestattet, waren Höflichkeitsregeln der Etikette strikt zu befolgen. Eine Rolle, die von der Anstandsdame übernommen wurde. Die Anstandsdame war meist die Schwester oder Tante. Kam es zum Rendezvous, kam es auch irgendwann einmal zum Ende – vorwiegend vor dem Elternhaus der Frau. Wer glaubt, dass es damals schon wilde Küsse gab, der irrt. Vom „Knutschen“ war man weit entfernt. Mit der Zeit entwickelte man aber immer neue Möglichkeiten, um sich ungestört treffen zu können. So etwa bei einer Tanzstunde. Das waren Veranstaltungen, die von Tanzschulen angeboten wurden. Die Tanzstunden waren, bis zum Aufkommen der Diskowelle in den 1970er Jahren, der Treffpunkt für Jugendliche, die sich mit dem anderen Geschlecht unterhalten wollten. Es gab wohl kaum eine junge Frau oder einen jungen Mann, die in den 1950er und 1960er Jahren nicht in die Tanzschule gingen. In vielen Fällen war das Tanzen nur Nebensache; vorwiegend wollte man sich verlieben, die ersten zärtlichen Küsse tauschen und Händchen halten. Schon das Ambiente lud ein, sich vor Ort ein Mädchen oder einen Jungen auszusuchen, mit dem man dann eine Runde tanzte. So gab es zwei lange Bänke, die gegenüberliegend im Tanzsaal aufgestellt waren. Auf einer Seite saßen die Jungs, auf der anderen Seite die Mädchen. Begann die Musik, forderten die Jungs die Mädchen zum Tanz auf. Natürlich wechselten die Tanzpartner, wobei sich relativ schnell erste Pärchen bildeten. Ein ungeschriebenes Gesetz: Wurde das Mädchen drei Mal vom selben Jungen aufgefordert, folgte die Frage nach der Verabredung.

Die „Knutschpartys“

Öffentliche Verabredungen waren dennoch problematisch. Wer sich unter den Augen der Öffentlichkeit traf, war nicht nur verpönt, sondern musste sich auch in den eigenen vier Wänden rechtfertigen. In vielen Fällen wurden die Verabredungen sogar – von Seiten der Eltern – verboten. In der damaligen Zeit waren derartige Verbote Gesetz; nur dann, wenn das Mädchen eine eigene Wohnung hatte, konnte man ihr nicht mehr verbieten, den Jungen zu treffen. Mit der Zeit entwickelten sich private Partys und Feten; so entkamen die Jugendlichen den Augen der Öffentlichkeit, konnten sich aber dennoch in Ruhe treffen. Binnen kürzester Zeit entstand der Begriff der „Knutschpartys“, die vorwiegend in Eigentumswohnungen stattfanden. Vermieter hätten derartige Partys wohl untersagt. Mit der Zeit wurden es aber nicht nur immer mehr private Partys, sondern wurden auch Gesetzesänderungen vorgenommen. So wurde im Jahr 1973 der sogenannte Kuppeleiparagraph abgeschafft. Bis zu diesem Zeitpunkt konnten nämlich Hauseigentümer, die Wohnungen an unverheiratete Paare vermieteten, bestraft werden. Nichteheliche Lebensgemeinschaften wurden aber erst 1982 erlaubt.

Die Entstehung der Dates

In den 1970er Jahren begann die Zeit der Dates. Sich zu verabreden, in der Öffentlichkeit Händchen zu halten und auch gemeinsam einen Kaffee zu trinken – all diese Dinge wurden salonfähig. Feste Bindungen wurden daher auch immer später eingegangen. Immer mehr Menschen genossen ihr Single-Leben. Zudem wurde die Gleichberechtigung der Frau vorangetrieben; so gab es Verbesserungen auf dem Arbeits-, Bildungs- und auch Heiratsmarkt. Als die Dates salonfähig wurden, entwickelten sich auch erste spezielle Arten, die – teilweise noch heute – relativ beliebt sind. So etwa das Blind Date. Dabei handelte es sich ursprünglich um eine Verabredung mit einem Fremden. Man kannte weder die Person, noch hatte man jemals zuvor ein Foto gesehen. Blind Dates waren die Folge von Zeitungsinseraten, die noch selbst in den 1990er Jahren äußerst beliebt waren. Wenig später wurde der Begriff durch die Bezeichnung Tête-à-Tête ersetzt. Heute sind derartige Treffen, wo man den Dating-Partner im Vorfeld noch nicht kennengelernt hat, zur Normalität geworden. Dabei handelt es sich aber nicht um Treffen, die wegen Zeitungsinseraten zustande gekommen sind, sondern über das Internet. Die Rede ist vom Online-Dating.

Das Internet sorgte für maßgebliche Veränderungen

Online-Datings haben in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen. Dabei gibt es zahlreiche Anbieter derartiger Portale, die Jahr für Jahr um die 200 Millionen Euro umsetzen. Folgt man einer Studie von Bitkom, einem Branchenverband, haben im Jahr 2011 bereits 50 Prozent aller Personen, die unter 30 Jahre alt waren, Erfahrungen über Online-Dating-Plattformen gesammelt. Heute sind rund 7 Millionen Deutsche im Internet auf Partnersuche. Das Internet war auch der Grund, weshalb Zeitungsanzeigen verdrängt wurden. Während die Anzeigentexte sehr spärlich waren, gibt es auf den Plattformen heutzutage die Möglichkeit, eigene Profile zu erstellen. Dabei werden nicht nur Bilder hochgeladen, sondern zahlreiche Informationen über sich selbst veröffentlicht. Ganz egal, ob es Vorlieben, Lieblingsfilme, der Beruf oder auch Zukunftswünsche sind – Profile zeigen sofort, ob man mitunter auf derselben Wellenlänge schwimmt oder nicht.

Dating früher vs. Dating heute

Zwischen Speed- und Silent-Dates

Die psychologische Forschung hat uns gelehrt, dass es nur wenige Sekunden braucht, um einen ersten Eindruck eines Menschen zu erhalten. Der erste Eindruck hat nicht nur lange Bestand, sondern deckt sich auch tatsächlich mit derselben Meinung, die nach dem dritten Treffen besteht. Ein Umstand, der dazu führte, dass es zu Speed-Datings kam. Die Kennenlernphase wird verkürzt, sodass jedem „Pärchen“, das sich das erste Mal gegenübersitzt, wenige Minuten bleiben, um einen ersten Eindruck zu sammeln. Ein Prinzip, das aber funktioniert; tatsächlich ist es möglich, Antipathie und Sympathie binnen kürzester Zeit festzustellen.

Eine andere Dating-Variante, die heutzutage dafür sorgen soll, um neue Menschen kennenzulernen, stellt das Silent-Dating dar. Hier lernen sich Wildfremde auf Veranstaltungen kennen, wobei Sprechen verboten ist. Man darf höchsten Zettel schreiben, Lachen oder sich mit Gesten und Mimik unterhalten.

Das führt natürlich auch dazu, dass die eigene Kreativität gefragt ist. Selbstverständlich ist auch die Rechtschreibung ein wesentlicher Bestandteil derartiger Silent-Dates, da durchaus mehrere Zettel vollgeschrieben werden müssen, um zu erfahren, ob die Person tatsächlich als Partner in Frage käme.

Eine weitere Möglichkeit? Dating-in-the-Dark. Hier dürfen sich die Singles zwar unterhalten, jedoch können sie sich nicht sehen. Derartige Veranstaltungen werden hauptsächlich in Großstädten angeboten, erfreuen sich aber einer immer größer werdenden Beliebtheit. Dabei treffen sich Alleinstehende in einer Bar oder einem Lokal, wobei der Raum durch einen blickdichten Vorhang – genau in der Mitte – getrennt wird. Die Teilnehmer, sortiert nach Geschlecht, nehmen Platz, bekommen Augenbinden und der Vorhang fällt. Die erste Runde dauert zehn Minuten; der Vorhang wird hochgezogen und die Masken müssen abgesetzt werden. Per Fragebogen kann man entscheiden, ob man seinen Gesprächspartner sehen möchte oder nicht. Danach folgt die zweite Runde. Also wieder die Augenbinde aufsetzen und weitermachen. Dating-in-the-Dark stellt ein extrem interessantes Experiment dar. Schlussendlich ist hier die Stimme entscheidend; was verrät die Stimme aber über die Persönlichkeit? Kann Erotik und Sympathie transportiert werden? Wie funktioniert der klassische Flirt, wenn man nichts sieht?

Ein weiteres – fast schon außergewöhnlich lustiges Experiment – ist Speed-Hating. Fünf Minuten stehen den Paaren zur Verfügung, wobei ein Thema vorgegeben wird, über welches man entweder streiten oder sich gemeinsam aufregen soll. Gemeinsame Feinde verbinden also mehr als gemeinsame Freunde? So jedenfalls das Motto. Emotionen sind erlaubt; hier lernt man wohl die Seite des potentiellen Partners kennen, die man wohl erst später erwartet hätte. Am Ende kommt es zum obligatorischen Fragebogen. Möchte man seinen Streitpartner wieder sehen? Kreuzen beide Diskutanten das Feld mit „Ja“ an, werden die Nummern getauscht.

Ein Blick in die Zukunft

Ob und inwiefern sich die Dating-Landschaft in den kommenden Monaten und Jahren verändern wird, kann kaum vorhergesagt werden. Die letzten Jahrhunderte haben gezeigt, dass die Veränderungen derart tiefgreifend waren, dass es heute kaum möglich ist, in die Zukunft zu blicken. Ob Silent- oder Speed-Hating, Dating-in-the-Dark oder sonstige Dating-Varianten nur ein Trend sind oder definitiv die Zukunft beherrschen, wird sich erst mit der Zeit zeigen. Doch auch wenn sich die heutigen Jugendlichen vorwiegend über diverse Online-Dating-Portale kennenlernen oder bei diversen Veranstaltungen – wie etwa einem Speed-Hating – teilnehmen, bleibt noch immer die Chance, den Partner des Lebens auch im Supermarkt, im Kino oder in der Disco kennenzulernen. Ein Umstand, der sich nie ändern wird.


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