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Phubbing: Sind Smartphones Beziehungskiller?

Phubbing: Sind Smartphones Beziehungskiller?

Eine Frage, die definitiv jede Liebe auf die Probe stellt? „Gib mir bitte einmal Dein Smartphone“. Die Reaktionen? Pures Entsetzen, da man sofort davon ausgeht, der Partner möchte das Smartphone – auf etwaige Textnachrichten – überprüfen. Plötzlich lässt man die letzten Stunden, Tage und Wochen – binnen drei Sekunden – Revue passieren. Gab es irgendwelche Chatverläufe, die einem in Bedrängnis bringen können? Ist das sofortige Aushändigen des Smartphones eine kluge Entscheidung? Würde ein eventuelles Zögern oder die Frage, warum man das Smartphone aus der Hand geben soll, zu Streitigkeiten führen? Wer Pech hat, liegt mit jeder Entscheidung falsch. Das Resultat? Das Konfliktpotential steigt. Kann die Situation noch schlimmer werden? Ja. Wenn man seinem Partner Kontrollwahn vorwirft, der jedoch keine bösen Absichten verfolgte, sondern vorwiegend den Wunsch hatte, dass endlich das Smartphone zur Seite gelegt wird. Vielleicht auch, um miteinander ein Gespräch zu führen oder auch um Zärtlichkeiten auszutauschen. Fakt ist: Smartphones sind Beziehungskiller. Sie stellen eine Gefahr für Partner- und auch Freundschaften dar.

Smartphones: Segen oder Fluch?

Es ist kein Geheimnis, dass neue Technologien auch die sozialen Normen verändern. In weiterer Folge verändern neue Technologien also das zwischenmenschliche Benehmen. Während wir früher den Kopf schütteten, während Frischverliebte nicht die Finger voneinander lassen konnten, sind wir heute überrascht, dass selbst junge Pärchen vorwiegend mit ihren Smartphones beschäftigt sind. Da kann man als Außenstehender nur hoffen, dass sie sich per Sexting bei Laune halten. Alles andere wäre besorgniserregend. Es kann ja nicht die Möglichkeit sein, dass sich die heutigen Frischverliebten nichts zu sagen haben und sich tatsächlich nicht vom Smartphone trennen können. Vielleicht fühlst Du Dich jetzt angesprochen. Keine Sorge, ich sage nicht, dass ich besser bin. Ich bin mit meinem Freund in der U-Bahn gefahren. Nach mehreren Haltestellen habe ich bemerkt, dass wir stumm nebeneinander gesessen sind. In unseren Händen? Das Smartphone. Nach mehreren Minuten fühlte ich mich beobachtet. Ich blickte hoch und sehe eine ältere Dame, die mich anstarrte. Ich konnte beinahe ihre Gedanken lesen und habe in dem Moment festgestellt, dass mein Freund und ich ein echt erbärmliches Pärchen abgeben.

Neue Technologien bringen auch Vorteile mit sich

Aber Smartphones haben auch ihre Vorteile. Hätte sich diese Technologie sonst überhaupt durchsetzen können? Wir werden mit Echtzeitinformationen versorgt, weil wir zahlreiche News-Kanäle abonniert haben. Wir wissen, dank sozialer Netzwerke, wie es unseren Freunden geht und können uns das tagtägliche Leben erleichtern, weil wir unzählige Apps runtergeladen haben. Wenn wir wissen wollen, wann unser nächster Zug abfährt, starten wir die dazugehörige App und erhalten sofort die notwendigen Informationen. Eines kann das Smartphone aber nicht: Liebesbekundungen ersetzen. Das Smartphone kann weder die Hand des Partners halten, ihn mit einer Umarmung trösten oder mit einem Kuss verzaubern. Diese Dinge kann man weder abonnieren oder runterladen. Natürlich versenden wir via WhatsApp und Facebook virtuelle Herzen, die auch bei Instagram zur Verfügung stehen und bedeuten, dass uns das Bild gefällt. Aber virtuelle Herzen sind definitiv kein Ersatz.

Wir lassen uns einzigartige Momente wegnehmen

Ein Vorteil, der zum Nachteil geworden ist: Wir sind ständig erreichbar. Das Smartphone raubt uns unzählige Augenblicke, die wir durchaus besser nutzen hätten können. Wissen wir natürlich nicht, aber ich denke es mir. Weitere Fragen, auf die ich keine Antwort habe: Bei welchem Konzert hat es eigentlich angefangen, Feuerzeuge gegen Smartphones einzutauschen, wenn Balladen gespielt wurden? Warum nehmen wir ständig Videos auf und fotografieren die Akteure auf der Bühne, verpassen es aber, bei unserem Lieblingslied mitzusingen, weil wir uns ständig auf die Bildschärfe konzentrieren? Smartphones sind zur Qual geworden. Sie zerstören Momente, die uns keiner mehr zurückgeben kann. Wir kümmern uns um Dinge, die nicht wichtig sind. „Ich darf nicht mitsingen“. Klar, man könnte ein paar falsche Töne beim Video hören, wenn man bei seinem Lieblingssong mitsingt. Was würden denn die YouTube-Abonnenten denken? Vielleicht, dass ich Spaß hatte.

Das blaue Häkchen

Kommunikation ist heute so einfach wie noch nie. Sofern wir das wollen, sind wir ständig erreichbar. Ganz egal, wo wir uns befinden. Das mag einerseits praktisch sein, kann andererseits aber zur Last werden. Ich habe von einer guten Freundin eine Nachricht via WhatsApp bekommen. Es war der zweite Weihnachtsfeiertag. Sie hat ein Fragezeichen gesendet. Wenige Stunden zuvor, es war irgendwann in der Nacht, erhielt ich einen klassischen Weihnachtsgruß. Mit dabei? Ein Bild ihres Sohnes. Ich ließ, weil ich mit der Nachtruhe beschäftigt war und tief und fest schlummerte, die Nachricht unkommentiert. War sie jetzt also böse oder gar enttäuscht? Ein Fragezeichen, das Stunden später gesendet wurde, lässt zumindest darauf schließen, dass sie eine Reaktion erwartet hätte. War ich also gezwungen, auf einen obligatorischen Weihnachtsgruß sofort zu reagieren? Musste ich das Bild ihres Sohnes mit unzähligen Komplimenten kommentieren? Wem haben wir diesen Umstand eigentlich zu verdanken, dass man sofort eine Antwort senden muss? Dem blauen Häkchen. Danke WhatsApp. Der Messenger hat nämlich eine Lesebestätigung eingeführt, die wohl zahlreiche Beziehungen und Freundschaften auf dem Gewissen hat. „Warum schreibst Du nicht zurück?“, ist wohl eine der nettesten Formulierungen, wenn das blaue Häkchen erscheint, der Empfänger aber nach zehn Minuten noch immer nicht geantwortet hat. Es spielt keine Rolle, ob eine Frage gestellt wurde. Ein Kommentar reicht aus. Warum eigentlich? Ich weiß, es gab eine Zeit, da haben wir oft nicht gewusst, ob die Nachricht ankam. Unser Kommentar war eine Art Lesebestätigung. Heute gibt es Lesebestätigungen – also das blaue Häkchen – und dennoch sind wir jetzt mehr als je zuvor gezwungen, mit einem Kommentar zu bestätigen, dass wir die Nachricht gelesen haben. Das ist – wenn man mich fragt – verrückt. Eine Möglichkeit? Das blaue Häkchen deaktivieren und zum Teufel schicken. Was wohl als Erleichterung gedacht war, sofern das jemals zur Debatte stand, ist heute zur qualvollen Verpflichtung geworden, ständig eine Antwort (oder einen Kommentar, es sind ja nicht immer nur Fragen) zu verfassen.

Phubbing

Was bedeuten uns die Smartphones tatsächlich?

Welche Bedeutung haben Smartphones für uns? Dienen sie der ausschließlichen Informationsbeschaffung, sollen sie uns für Unterhaltung zur Verfügung stehen oder sind sie tatsächlich geschaffen, um unser Ego so richtig auf Hochglanz polieren zu können? Gibt es Menschen, die sich tatsächlich sozial befriedigt fühlen, wenn sie auf ihr Display blicken und vier neue Twitter-Follower, drei WhatsApp-Chatnachrichten und fünf neue Facebook-Freundschaftsanfragen haben? Ja, es mag Menschen geben, die sich darüber freuen. Es gibt aber auch Menschen, die sozialen Stress verspüren. Wir wissen, dass die beste Freundin zickig wird, wenn sie keine Antwort von uns bekommt. Wir wissen auch, dass vielleicht der Partner (oder die Partnerin) eifersüchtig wird, wenn wir nicht sofort zurückschreiben. Wir wissen auch aus Erfahrung, dass man sich hin und wieder in Situationen befindet, in der dieser Ton, der uns verrät, dass wir eine neue Nachricht bekommen haben, nervtötend ist. Wenn wir mit unserem Freund im Bett liegen, kurz vor einem intimen Liebesspiel sind, wissen wir, dass es uns egal sein kann, wer sich jetzt gemeldet hat. Dennoch stehen wir auf und sehen nach.

Ein Fluch

Es sind irre Funktionen, die wir nutzen. Wir lieben Samsung, Apple und Co., sollten sie aber hassen, weil sie uns kostbare Momente rauben. Doch wir verlieren nicht nur Zeit, sondern wir verlernen auch, wie wir mit unseren Mitmenschen umgehen. Wenn ich in der U-Bahn sitze und mein Smartphone in der Hand halte, obwohl mein Freund neben mir sitzt, ist das der beste Beweis, dass diese neue Technologie ein Fluch der heutigen Gesellschaft ist.


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